Apotheken

KLEINE GESCHICHTE DER STADT-APOTHEKE KÜLSHEIM

Bereits die griechischen und römischen Priester und Laienärzte des Altertums hatten ein großes Wissen in der Heilkunde erlangt. Meist Krankenbehandler und Arzneizubereiter in einer Person, verabreichten sie ihren „Kunden“ Pflanzen und Kräuter nach festen Rezepten. Im Mittelalter übernahmen die Klöster die Pflege und die Förderung der Heilkunde. So enthielt das capitulare de villis Karls des Großen von 795 (eine Art Verwaltungsordnung für die Krongüter und -klöster seines Reichs) die Anordnung, dass in den königlichen Gärten 72 Gewächse, darunter 24 Heilkräuter, zu pflanzen seien. Empfohlen wurde der Anbau von Anis, Dill, Rosmarin, Bärenwurzel, Petersilie, Sellerie, Pfefferkraut, Mohn, Liebstöckel, Salbei, Senf, Pfefferminze und anderem. Die damals urkundlich belegten apotecarii waren nun freilich keine Apotheker in heutigem Sinn. Man verstand darunter den Verwalter eines Klosters, die apoteca war ein Lager- oder Vorratsraum. Erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts bürgerten sich die Bezeichnungen apothecarius für Apotheker und apotheca für seinen Verkaufsraum ein. Zu dieser Zeit versuchte der letzte Stauferkaiser Friedrich II. den Beruf des Arztes von dem des Apothekers zu trennen, und seither gibt es den eigenständigen Beruf des Apothekers – wenngleich diese Trennung bis ins 19. Jahrhundert hinein immer wieder durchbrochen wurde, wie auch die Geschichte der Apotheke Külsheim zeigt. Im Laufe von drei Jahrhunderten wurden der Apotheke Külsheim unterschiedliche landesherrliche oder behördliche Betriebsrechte vergeben: Personalkonzession, Real-Privileg, Betriebsbefugnis, Betriebsberechtigung und an Frau Haegele-Weber die Betriebserlaubnis. Das 1833 vergebene Real-Privileg war die wirtschaftliche Grundlage für den Apothekenbau (1837) in der heutigen Hauptstraße 2, da das Recht an das Apothekengebäude gebunden war. Zudem konnte das Real-Privilegium an einen anderen approbierten Apotheker veräußert werden. Dies war in der Geschichte der Apotheke Külsheim sehr häufig der Fall, die seit nunmehr 127 Jahren von der Familie Pfrang/Weber betrieben wird.

 

1714:

Über die erste Apotheke zu Külsheim geben Akten des Generallandesarchivs Karlsruhe Auskunft: Im Jahre 1714 wurde einem gewissen Johann Jakob Veth, Apotheker zu Külsheim, durch die Churfürstlich-Mainzische Regierung die Erlaubnis erteilt, eine Apotheke in Külsheim – „die erste daselbst“ – auf- und einzurichten.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts haben wir keine weitere Nachricht von einer Apotheke zu Külsheim. Die alten Akten der Gemeinde wurden an eine Papierfabrik verkauft. Auch im Generallandesarchiv gibt es keine weiteren Einträge.

 

1827:

Mit der Nachricht von der Niederlassung des Arztes Dr. Jac. Ad. Väth setzt die Überlieferung 1827 wieder ein. ln der Zwischenzeit scheint die Gemeinde Külsheim ohne Arzt und ohne Apotheke gewesen zu sein. Denn die Chronik berichtet unter diesem Jahr: „Dadurch dass Dr. Jac. Ad. Väth sich hier ansässig machte, wurde auch das Bedürfnis erkannt eine Apotheke im Orte zu haben, zumal noch keine Apotheke in Hardheim war und daher alle Arzneien von Bischofsheim oder Wertheim bezogen werden mussten.“ Die Chronik fährt fort: „Zur möglichsten Abhilfe durfte Dr. Väth eine Notapotheke halten.“ Dies schien einer „höheren Behörde“ für die Versorgung der Gemeinde jedoch nicht auszureichen, und so wurde „mittels höchster Entschließung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, unterm 25. April 1827“ dem Apotheker Andreas Haberstroh aus Münchhof bei Stockach „die Erlaubnis erteilt, eine personale Bezirksapotheke zu errichten“. Dr. Väth musste seine Notapotheke einstellen. Darauf soll „das Einverständnis zwischen Arzt und Apotheker kein gutes“ mehr gewesen sein und der Apotheker Haberstroh „aus Gram in dem jugendlichen Alter von 28 Jahren“ verstorben sein.

 

1832:

Sein Nachfolger wurde der Apotheker Franz Stolz aus Bühl.

 

1833:

Franz Stolz erhält vom Großherzog von Baden ein Real-Privileg zum Betrieb einer Apotheke in Külsheim. Daraufhin entschloss er sich, eine neue Apotheke zu errichten, die er 1837 bezog. Dieses Gebäude beherbergt bis heute die Külsheimer Apotheke. 1842 kaufte Franz Stolz die Untere Hofapotheke in Wertheim und verkaufte.

 

1842:

Die Külsheimer Apotheke an den Apotheker Casimir Glückherr aus Freiburg. Da dieser aber 1847 nach Amerika auswandern wollte, ging die Apotheke bereits im Jahre…

 

1847:

…an den Apotheker Max von der Bank aus Mannheim „mit dem Warenvorrath und allem Sonstigem“ über. Sein Spitzname „s‘il vous plaît“ lässt darauf schließen, dass es hier einen recht eigenartigen Kautz nach Külsheim verschlagen hatte. So berichtet die Chronik weiter: „In Folge des vielen Durstes den er hatte, vernachlässigte er das Geschäft, brach dazu ein Bein, wo er dann einen Provisor halten musste“, und schließlich verkaufte er anno 1861 – „des Geschäftes müde“ – die Apotheke wieder.

 

1861:

Auf ihn folgte der Apotheker Heinrich Eichhorn aus Elzach bei Waldkirch. 1876 verkaufte er die Külsheimer Apotheke und übernahm die sich ebenfalls in seinem Besitz befindliche Apotheke in Tauberbischofsheim.

 

1876:

Sein Nachfolger, der Apotheker Adolph Baier aus Königshofen, verkaufte die Apotheke bereits am 1. Oktober 1877 weiter an den..

 

1877:

…Apotheker Heinrich Maus aus Zülpich.

 

1887:

Seit 1887 ist die Külsheimer Apotheke im Besitz der Familie Pfrang / Weber. Der Sohn des Neubrunner Lehrers Johann Pfrang, Oskar Pfrang, übernahm am 9. Juli 1887 die Apotheke zu Külsheim. Neben seiner Tätigkeit als Apotheker engagierte er sich früh in der Külsheimer Bürgerschaft. Nachdem er jahrelang dem Gemeinderat der Stadt angehörte, war er schließlich von 1925 bis 1927 Bürgermeister der Stadt Külsheim. Sein Sohn, Max Conrad Pfrang, betrieb in Groß-Gerau die Rathaus-Apotheke.

 

1942:

Nach dem Tod Oskar Pfrangs wurde die Apotheke mehrere Jahre verpachtet, zunächst an den Apotheker Weissenberger, dann an den Apotheker Dr. Popp (1947), und wurde schließlich noch ein Jahr von der Apothekerin Meder (1950) verwaltet.

 

1951:

Am 1. Oktober 1951 übernahm Apotheker Helmuth Weber mit seiner Frau Gertrud, der Tochter des Max Conrad Pfrang, die seit 1950 so bezeichnete „Pfrang‘sche Apotheke“.

 

1965:

führte eine berufliche Veränderung Helmuth Webers zur erneuten Verpachtung der Apotheke an die Apothekerin Griseldis Assenmacher aus Karlsruhe. Als Divisionsapotheker gehörte zu Helmuth Webers Verantwortungsbereich die Sanitätsmaterialversorgung der Soldaten unter anderem an den Standorten Veitshöcheim, Tauberbischofsheim und Külsheim.

 

1971:

Nach Ablauf seines Vertrages als Sanitätsoffizier auf Zeit übernahm Helmuth Weber mit seiner Frau die Apotheke 1971 wieder. Seit diesem Jahr trägt sie den Namen „Stadt-Apotheke Külsheim“.

 

1985:

Am 30. November 1985 übernimmt Apothekerin Angela Haegele-Weber die Stadt-Apotheke ihres Schwiegervaters.

 

1988:

Fertigstellung der erweiterten Apotheke.

 

2014:

300 Jahre Stadt-Apotheke Külsheim.